1829 – 1911
O hätt’ ich dich gekannt, ein
wildes Ding,
Ein trotzig Mägdelein von
sechzehn Jahren,
Eh’ noch des Lebens Jammer du
erfahren,
Eh’ noch geschlossen deines
Schicksals Ring!
Als wirr das Haar dir um die
Stirne hing,
Die kindlich reine; holde
Engelschaaren
Die keuschen Bilder deiner
Träume waren,
Wenn dich der leichte, ros’ge
Schlaf umfing!
O, hätt’ ich dich gekannt in
jener Zeit!
Ich hätte dich erfaßt mit
starken Armen,
Dich mir geraubt für alle
Ewigkeit.
Mit meiner Brust, der mut’gen
liebewarmen,
Hätt’ ich dich treu beschirmt
vor jedem Leid –
So aber mag sich unser Gott
erbarmen!